Naturheilverfahren

Die klassischen Naturheilverfahren basieren auf den fünf Säulen der Therapie nach Sebastian Kneipp. Dazu gehört die Ordnungstherapie, die Ernährungstherapie, die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde), die Bewegungstherapie und die Hydrotherapie (Wasseranwendungen).

Im weiteren Sinne zählt man zu den Naturheilverfahren alle therapeutischen Maßnahmen, die mit natürlichen Reizen die Selbstheilungskräfte des Menschen anregen können. Neben den klassischen Verfahren nach Kneipp sind dies ausleitende Verfahren, die mikrobiologische Therapie, die Neuraltherapie, die Klimatherapie, die Lichttherapie und die Elektrotherapie. Neben den rein physischen Prozessen die dabei angeregt werden, spielen auch seelische und mentale Vorgänge eine große Rolle.

Ausgangspunkt für die naturheilkundliche Therapie ist die ganzheitliche Sicht des Menschen in seiner soziokulturellen, biographischen Integrität, seiner psychosomatischen Identität und der daraus folgenden Lebens-, Gesundheits- und Krankheitssicht. Ziel ist eine individuelle Therapie, die motiviert wird durch die persönliche Einsicht, das Verständnis und die Zustimmung des Patienten in die Diagnostik und Therapie.

Die Naturheilverfahren stellen einer Krankheitsgeschichte und ihrer Entwicklung eine Gesundheitsgeschichte entgegen, d.h. nicht die Beschäftigung mit der Krankheit wird betont, sondern der Weg zur Gesundheit. Der Prävention kommt dabei eine ganz entscheidende Bedeutung zu.

Die Ordnungstherapie umfasst alle Maßnahmen zur Reflexion und Strukturierung der Lebensweise eines Patienten, mit dem Ziel durch Ordnung Energien zu bündeln und gesundheitliches Fehlverhalten korrigieren zu können. Z. B. gilt es bei einem Patienten mit Überlastung und Erschöpfung heilend entgegenzuwirken mit Maßnahmen zur Schlafhygiene, psychotherapeutischen Ansätzen, Alltagsstrukturierung, Einleitung von entlastenden, harmonisierenden Therapien.

Zur Ernährungstherapie gehören die etablierten Diätformen bei Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Gicht und Fettstoffwechselstörungen. Darüberhinaus werden verschiedene Formen des Heilfastens angeboten, natürlich unter ärztlicher Kontrolle. Besonders bei Rheumatikern oder Allergikern zeigen sich darunter sehr gute Linderungen. Aber auch zur seelischen Harmonisierung sind Fastenkuren ausgezeichnet geeignet.

Die Vorteile der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) liegen bei hervorragender Wirkung bei geringen Nebenwirkungen, sofern die geeigneten Mittel in der richtigen Dosierung und Anwendung eingesetzt werden. Pflanzliche Arzneimittel werden z.B. sehr erfolgreich eingesetzt bei Infektionen der Atemwege, bei Magen-Darm-Erkrankungen, bei seelischen Verstimmungen, aber auch in der Onkologie (Misteltherapie) oder bei urologischen Erkrankungen.

Die Bewegungstherapie ist eine der wichtigsten prophylaktischen, aber auch rehabilitativen Maßnahmen. Sie besitzt große therapeutische Potentiale bei der Bekämpfung der sogenannten Zivilisationskrankheiten, zu denen z.B. Übergewicht, Bluthochdruck, Schmerzen im Bewegungsapparat und Stoffwechselstörungen zählen. Diese entstehen oft durch einseitige Tätigkeiten mit Fehlhaltungen und mangelnder Bewegung.

Zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte und zur Stärkung der Abwehrkräfte des Menschen trägt die Hydrotherapie mit verschiedenen Wasseranwendungen in Form von Güssen, Wickeln, Bädern usw. bei. Die Wirkung der Hydrotherapie basiert – wie so viele Naturheilverfahren – auf dem Reiz-Reaktions-Prinzip, das die Fähigkeiten des Organismus beschreibt, auf bestimmte Reize hin Energien in bestimmte Richtungen zu bündeln und Abwehrmaßnahmen einzuleiten.